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Bretton-Woods-System
Als Bretton-Woods-System wird das nach
dem
Zweiten Weltkrieg neu geordnete internationale
Währungssystem von
festen Wechselkursen bezeichnet, das vom
goldhinterlegten
US-Dollar als
Leitwährung
bestimmt war.
Benannt wurde das System nach dem Ort
Bretton Woods im US-Bundesstaat
New Hampshire, wo die Finanzminister und Notenbankgouverneure
von 44 Staaten der späteren Siegermächte vom 1. bis zum 22. Juli
1944 zur Konferenz von Bretton Woods zusammenkamen und zum
Abschluss das Bretton-Woods-Abkommen unterzeichneten. Zur
Kontrolle und Durchsetzung des Abkommens wurden in der Folge die
Bretton-Woods-Organisationen bzw. -Institutionen
Weltbank und
Internationaler Währungsfonds (IWF) geschaffen.
Die
Bundesrepublik Deutschland trat dem System fester Wechselkurse
1949 bei. Anfang der 1970er Jahre wurde das Bretton-Woods-Abkommen
aufgegeben, die Institutionen bestanden jedoch mit teils veränderten
Zuständigkeiten fort.
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Die Vertreter der 44 Nationen trafen
sich am 1. Juli im Mount Washington Hotel. Folgende
Regierungen waren vertreten:
Australien,
Belgien,
Bolivien,
Brasilien,
Chile,
China,
Costa Rica,
Dominikanische Republik,
Ecuador,
Ägypten,
El Salvador,
Äthiopien,
Frankreich,
Griechenland,
Guatemala,
Haiti,
Honduras,
Indien,
Irak,
Iran,
Island,
Japan,
Kolumbien,
Kuba,
Liberia,
Luxemburg,
Mexiko,
Neuseeland,
Niederlande,
Nicaragua,
Norwegen,
Panama,
Paraguay,
Peru,
Philippinen,
Polen,
Südafrika,
Tschechoslowakei,
UdSSR,
Uruguay,
Venezuela,
Vereinigtes Königreich,
Vereinigte Staaten und
Jugoslawien.
Ziele
Die Wiederherstellung Europas als
Wirtschaftszentrum und als wichtiger Handelspartner der USA
war Kern der Konferenz von Bretton Woods. Das Abkommen von
Bretton-Woods verfolgte dafür vor allem ein Ziel: Die
Wechselkurse zwischen den Währungen sollten stabilisiert
werden, sodass der Welthandel ohne Probleme und
Handelsbarrieren vonstatten gehen konnte und es keine
Schwierigkeiten bei Zahlungsvorgängen gab. Dies wiederum
sollte die Wirtschaft soweit stimulieren, dass es vermehrt
zu Handel und Investitionen kommen konnte. Zur Erreichung
dieses Ziels sollten spezielle Organe eingerichtet werden.
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Institutionen
Die Organe zur Organisation, Durchführung und
Unterstützung des Abkommens waren die
Weltbank beziehungsweise die
Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD)
sowie der
Internationale Währungsfonds (IWF). Der IWF hatte dabei die
Aufgabe, das Bretton-Woods-System zu überwachen und zu unterstützen,
indem er finanzielle Beihilfe aus den Kapitalbeiträgen seiner
Mitgliedsstaaten vergab. Die Beihilfe galt dabei den
Mitgliedsländern, die in
Devisennot geraten waren, in Form von Kreditvergabe bei
vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen beziehungsweise
-ungleichgewichten, verbunden mit schwerwiegenden Spar- und
Stabilisierungsauflagen für das beliehene Land.
Dieser Funktion als
lender of last resort musste der IWF während der ersten Jahre
jedoch kaum nachkommen. IWF und IBRD sorgten dafür, dass das
Bretton-Woods-System reibungslos funktionierte und keine Probleme
bei der Durchführung auftraten. Heutige Aufgabe dieser Organe ist
die Vergabe von Krediten für
Entwicklungsländer und für währungsschwache Länder.
Ergebnis
Das Währungssystem von Bretton Woods trug dazu bei, dass in Folge
der großen Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkrieges
entstandene weltweite Währungschaos aufzulösen. In den ersten Jahren
nach dem Zweiten Weltkrieg leistete die grundlegende Neuordnung des
Weltwährungssystems einen großen Beitrag zur Stabilisierung des
internationalen Kapitalverkehrs und des internationalen Handels.
Allerdings besaß das System einige Mängel,
welche im Laufe der Zeit immer deutlicher wurden und letztendlich
zur Auflösung des Systems führten. Insbesondere das Fehlen von
Mechanismen der Zahlungsbilanzanpassung, die Dominanz des
US-Dollars, die Divergenz struktureller weltwirtschaftlicher
Entwicklungen und die grundlegenden Probleme eines Systems fester
Wechselkurse gehörten zu den Mängeln.
Im System von Bretton Woods waren keine
Deckungsvorschriften für den Geldumlauf vorgesehen. Das machte den
wesentlichen Unterschied zum System der Goldwährung. Im System von
Bretton Woods gab es keinen Geldmengen-Preis-Mechanismus, welcher
eine Beseitigung von Zahlungsbilanzungleichgewichten herbeiführen
konnte. Die Länder konnten eine Geldpolitik ohne Rücksicht auf ihre
Währungsreserven betreiben. Zur Bekämpfung nationaler
Beschäftigungsprobleme betrieben viele Länder daher eine expansive
Geldpolitik. Die Schaffung und Ausweitung von
Zahlungsbilanzdefiziten sowie Inflation waren die Folge.
Immer mehr Länder gerieten in eine Situation
anhaltender Zahlungsbilanzungleichgewichte welche letztlich als
fundamental eingestuft wurden. Nationale Währungen wurden bei
anhaltenden Zahlungsbilanzdefiziten autonom abgewertet. Dahingegen
wurden Währungen in Ländern mit Zahlungsbilanzüberschüssen
aufgewertet. Daher erwies sich ein System mit festen Wechselkursen
als nicht durchsetzbar.
Durch ständige Defizite in der amerikanischen
Zahlungsbilanz, welche aus dem Kapitalexport herrührten, hatten sich
Ende der 50er Jahre hohe Dollarbestände im Ausland angesammelt,
welche die amerikanischen Goldreserven bei weitem überstiegen. Der
im Bretton-Woods-System vorgesehenen Goldeinlösepflicht hätten die
USA daher nicht mehr unter allen Umständen nachkommen können. Zu
einer kurzen Schieflage des Systems kam es bereits Anfang der 60er
Jahre, als sich der Basispreis des Londoner Goldmarktes (35
US-Dollar je Feinunze), nicht mehr halten ließ. Da die Diskrepanz
zwischen Angebots- und Nachfrageentwicklung weiterhin fortbestand,
konnte auch die Gründung eines Goldpools der großen Notenbanken ab
Oktober 1961, welcher den freien Goldpreis auf der Höhe des
amtlichen Preises zu halten versuchte, nur eine kurzfristige Lösung
schaffen. Das Vertrauen in den Dollar wurde durch die zunehmende
Instabilität der hohen Auslandsreserven belastet, obwohl kein Staat
allein aus politischen Gründen den Umtausch der eigenen
Dollarreserven in Gold gefordert hatte.
Das System fester Wechselkurse zeigte somit
ab Mitte der 60er Jahre immer größere Schwachstellen. Die
unterschiedlich schnell wachsenden Volkswirtschaften der
verschiedenen Länder waren der Grund dafür. Eine Anpassung der
Wechselkurse wurde aufgrund differenzierter Wirtschaftspolitik und
unterschiedlicher Produktionsfortschritte nötig. Dies wurde aber so
lang wie möglich hinausgezögert. Daher kam es trotz einer
staatlichen Aufsicht und einer Genehmigungspflicht für den
Devisenhandel, welcher in vielen Ländern vorhanden war, im Vorfeld
in Richtung der zu erwartenden Auf- bzw. Abwärtsbewegungen immer
öfter zu spekulativen Kapitalbewegungen. Seit Mitte der 60er Jahre
traten solche Spekulationskrisen immer häufiger auf.
Ende der 60er Jahre waren die USA aufgrund
der Wirtschaftskonjunktur, welche durch den Vietnamkrieg angeheizt
wurde, einer erhöhten Inflation unterworfen. Gegenüber dem US-Dollar
war vor allem die D-Mark stark unterbewertet. Die Währungen
Großbritanniens, Neuseelands, Israels, Dänemarks und Spaniens wurden
hingegen Ende 1967 abgewertet. 1968 wurde über eine Aufwertung der
Mark gegenüber dem Dollar spekuliert. Indem die Bundesregierung am
19. November 1968 steuerliche Maßnahmen zur Verringerung der
deutschen Außenhandelsüberschusse in die Wege leitete und die
Aufwertung der Mark vorerst verschob, versuchte sie die Stabilität
des internationalen Währungssystems zu retten. Exporte wurden
steuerlich um vier Prozent belastet, Importe dafür um vier Prozent
entlastet. Im Jahr 1968 wurde die Einlösepflicht von Dollar in Gold
auf die Zentralbanken der Mitgliedsstaaten beschränkt.
Die bis dahin gültigen
Kapitalverkehrskontrollen wurden im Jahr 1970 durch die USA, Japan,
die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz endgültig aufgegeben.
Durch die hohen US-Militärausgaben für den
Vietnamkrieg bei immer stärker werdenden Volkswirtschaften
insbesondere in Japan und Deutschland, geriet der Dollar immer
weiter unter Druck. Insbesondere der Zufluss von Dollarkapital nach
Westdeutschland riss nicht ab. Die Bundesregierung beschloss im Mai
1971 die Freigabe des DM-Wechselkurses. Der Dollar brach in den
folgenden Wochen um 9,3 Prozent auf 3,32 D-Mark je Dollar ein.
Obwohl die Bundesbank die Zinsen kontinuierlich senkte, floss
weiterhin spekulatives Kapital in die Bundesrepublik, das die
bundesdeutsche Inflationsrate zu erhöhen drohte. Daher beschloss die
Bundesregierung am 17. Februar 1971 erneut ein Stabilitätsprogramm
zur Dämpfung der Konjunktur.
Vom 2. bis 19. März wurden die Devisenbörsen
in vielen Ländern Europas geschlossen, da das System von Bretton
Woods endgültig zusammenzubrechen drohte. Den endgültigen Ausstieg
aus dem System fester Wechselkurse beschlossen zwischen dem 11. und
14. März 1973 mehrere europäische Länder. Zu freien Wechselkursen
gingen zuerst die Schweiz und Großbritannien über.
Damit brach das System fester Wechselkurse endgültig zusammen. Im
Jahre 1973 wurde das Bretton-Woods-System auch offiziell außer Kraft
gesetzt. Nach der Beendigung des Bretton-Woods-Abkommens wurden in
den meisten Ländern die Wechselkurse freigegeben.
Der IWF und die IBRD blieben bis heute bestehen.
Quellen
Weblinks