Bargeldknappheit
Aufgrund der starken Inflation und der ideologisch begründeten Weigerung der venezolanischen Regierung, diesen Sachverhalt einzugestehen und größere Geldscheine auszugeben, kam es zu einer extremen Knappheit an Bargeld. Der größte zurzeit im Umlauf befindliche Geldschein (100.000 BsF) hat gerade einmal eine Kaufkraft von 2 Eurocent. Aus diesem Grund ergab sich die Notwendigkeit, so gut wie alle Bezahlungen mit Bankkarten oder Überweisungen durchzuführen. Da aber unter anderem in ländlichen Gegenden nicht die Infrastruktur für elektronische Zahlungen vorhanden ist, ergab sich die Notwendigkeit, hierfür Bargeld zu bevorraten. Daraus entwickelte sich ein Schwarzmarkt für Geldscheine.
Aufgrund der extremen Schwierigkeit und Gefahr, Unmengen (aufgrund des geringen Werts) an Geldscheinen zu beschaffen, wird dem Geldscheinverkäufer der bis zu fünffache Gegenwert als Überweisung bezahlt. Die venezolanischen Behörden betrachten diese Praktiken als illegal und haben hierzu die Operation „manos de papel“ (Papierhände) ins Leben gerufen. Wer sich mit einer großen Menge an Geldscheinen erwischen lässt, macht sich strafbar. Das Geld wird in diesem Fall eingezogen und den „Straftätern“ drohen lange Haftstrafen. Es wurde von der Verhaftung zweier Personen berichtet, die zusammen die Geldsumme von 100 Millionen Bolívares bar bei sich hatten. Die Geldsumme hatte eine Kaufkraft im Gegenwert von knapp 25 Euro
Problematik der Wechselkursunterschiede
Da die Preise der Waren und Dienstleistungen auf dem Niveau des Schwarzmarktkurses liegen, ausländischen Besuchern und Touristen auf legalem Weg jedoch nur offizielle Wechselkurse zur Verfügung stehen, ist das Abheben von Bargeld sowie Bezahlen mit Kreditkarten mit hohen finanziellen Verlusten verbunden. Beim Einsatz von Kreditkarten ist nicht erkennbar, zu welchem offiziellen Wechselkurs das Kartenunternehmen umrechnet. Unter Umständen steht noch nicht einmal der etwas günstigere DICOM-Kurs zur Verfügung, bei dem gegenüber dem Schwarzmarktkurs bereits ein erheblicher Wechselkursverlust von ca. 90 % zu beklagen ist. Um den DICOM-Kurs anbieten zu können, müssen Banken und Kartenunternehmen an einer der kompliziert zu beantragenden und in einem intransparenten Verfahren durchgeführten Vergabe, die offiziell Versteigerung genannt wird, teilnehmen. Bei diesen wenigen bisher durchgeführten Vergabeterminen wurde nur ein kleiner Teil der Angebote und Nachfragen bedient. In den übrigen Fällen müssen die Kreditkartenunternehmen mit dem offiziellen Wechselkurs von 1 USD zu 10 VEF abrechnen. Der Wechselkursverlust beträgt in diesem Fall 99,995 %, es wird also der 20000-fache Preis abgerechnet. Das Bezahlen einer Tasse Kaffee kann damit finanziell ruinös werden. Regierung und Staatsbank, die an chronischer Devisenknappheit leiden, nutzen diese fragwürdige Methode, um auf kostengünstige Weise an Devisen zu kommen.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis